– 2nd place in Open at the Coppa Reale in Racconigi –
Coppa Reale
Racconigi/Italy '14
3.-4. Mai 2014
Dieses Wochenende fand im wunderschönen und weitläufigen Schlosspark in Racconigi im Piemont an zwei Tagen ein Workingtest statt. Julia und ich hatten unsere “Taufe” in der ‘Open’ – und was für eine! Ich habe nun doch auch schon einige ‘Open’-Prüfungen gesehen, aber diese Aufgaben hatten es nun wirklich in sich und dann kam noch das Gelände mit dem hohen Gras dazu, worin der Hund schon nach wenigen Metern verschwand…
Die ersten Aufgabe stellte uns Salvatore Zappavigna (IT). Es gab ganz weit hinten ein Treiben in einem Wäldchen. Vom Treiben bekam man aber nicht allzu viel mit. Die Treiber gingen in unsere Richtung und als sie aus dem Wald draussen waren, warf einer von ihnen nach rechts in unsere Richtung eine ‘Markierung’ in’s hohe Gras. Genauer gesagt war es eine ‘Verleitmarkierung’, die man nicht holen durfte, dafür das eine Dummy aus dem Treiben ganz hinten, wo die Treiber gestartet sind – der Winkel betrug etwa 30°. Ich schickte Julia; die Linie war nicht schlecht, aber ich konnte sie sehr schnell gar nicht mehr sehen. Auch Salvatore nicht, der dann vorging und mir jeweils angab, wenn sie nahe an der Verleitung war. Ich habe sie dann jeweils gestoppt und versucht zu ‘handeln’, was aber sehr schwierig war, weil ich durch das hohe Gras nicht sehen konnte, ob sie jeweils die Richtung annahm. Als wir so irgendwie nicht zum Ziel kamen, habe ich sie ganz zu mir geholt und sie einige Meter vor mir gestoppt – da wo ich sie gut sehen konnte. Dann habe ich sie nochmals deutlich nach hinten geschickt und immer wieder ‘gepusht’. Das war der richtige Ansatz. Salvatore meinte sie sei nun im richtigen Bereich und sie kam dann auch kurz darauf mit dem Dummy zurück. Auf dem Rückweg flog nochmals ein Dummy weiter links, welches aber nur ich sehen konnte. Zum Glück kann ich auch einigermassen gut ‘markieren’. Ich schickte Julia dahin, sie hatte eine gute Linie, Suchensignal im Bereich und sie hatte das Dummy. Wow, das war harte Arbeit – ein nettes “welcome to the Open”. ;o) Wir bekamen 14 Punkte.
Weiter ging es dann mit einem klassischen ‘Blind’ und ‘Mark’ bei einer der beiden Engländerinnen Annie Wales und Hilary Smith (sorry, konnte sie bis am Schluss nicht auseinander halten), wobei das ‘Blind’ unbeschossen war bei einem Winkel von ca. 45°. Diese Aufgabe konnten wir sehr gut lösen. Julia schoss bei der ‘Markierung/Memory’ etwas drüber, kam dann aber gleich gut zurück und hatte das Dummy. Wir bekamen 18 Punkte.
Dann gab es eine Wasseraufgabe bei Angelo Zoccali (IT), die es ebenfalls in sich hatte. Es gab einen kleinen ‘Walk-up’ hin zu einem Weiher, wobei man die Einstiegskante nicht sehen konnte, da das Wasser sehr tief stand bzw. wir zu weit weg. Man sah nur die hintere Kante. Dann flog eine ‘Markierung’ an die linke hintere Wasserkante. Man musste aber ein ‘Blind’ holen, ebenfalls an der hinteren Kante, aber rechts, Winkel zwischen 30 und 45°. Ich schickte Julia auf das ‘Blind’ und eigentlich kennt sie das auch schon, aber ich konnte sie an der Einstiegskante nicht sehen und auch nicht, ob sie gerade in’s Wasser geht oder nicht. Angelo ging dann vor und sagte mir, dass sie an der Kante hängen bleibt. Also holte ich sie vor, so dass ich sie sehen konnte und ‘pushte’ sie nach hinten. Aber sie ging nicht oder zu wenig weit in’s Wasser und ich konnte sie nicht richtig ‘handeln’, weil ich sie ja eben nicht sah. Ich hab’s dann immer wieder probiert. Irgendwann sagte Angelo ich solle weiter vor kommen und sie von da nochmals schicken. Das klappte dann beim zweiten Anlauf und sie schwamm über den Teich zum ‘Blind’. Als sie zurück war, wurde an die selbe Stelle wo das Blind war, eine ‘Markierung’ geschossen. Diesmal musste man aber das ‘Memory’ holen, welches ja vor langer, langer Zeit mal geworfen wurde. Julia hatte es aber noch ungefähr im Kopf und nahm diesmal die Richtung ganz gut an, driftete jedoch dann zur ‘Markierung’. Ich konnte sie dann aber an der hinteren Wasserkante stoppen und nach links schicken. Ich bekam dann nur noch für das zweite Dummy 4 Punkte.
Mit meinen “halb-tot-gepfiffenen” Hund ging ich dann zur letzten Aufgabe bei der anderen Engländerin. Es war so ein “Korridor” mit hohem Gras und einem Wall links und rechts. Geradeaus im “Korridor” gab es ein beschossenes ‘Blind’ und rechts auf dem Wall in einem ziemlich knappen Winkel eine ‘Markierung’ – zuerst das ‘Blind’ natürlich. Julia war gut ausgerichtet, hatte aber nicht eine ganz gerade Linie durch das unebene Gelände und war plötzlich in der Spur zur ‘Markierung’. Ich konnte sie stoppen und auf’s ‘Blind’ schicken. Sie nahm die Richtung an, bog aber kurz vor dem ‘Blind’ ab…. das Problem: der “Korridor” machte ganz hinten einen Bogen nach rechts, was man kaum sehen konnte und da verlor man den Hund. Ich holte Julia gleich wieder vor, sie stand dann aber auf dem Wall und somit ziemlich nahe an der ‘Markierung’. Ich habe sie dann noch ein-, zweimal da weggekriegt, aber irgendwann hatte sie die ‘Markierung’. Ich hatte dann zwar die Null, aber ich konnte sie dann doch noch auf das ‘Blind’ schicken. Wieder ging sie auf die ‘Markierung’, wieder stoppen – sie hat super gehört und nahm diesmal die Linie bis am Schluss an und hatte das ‘Blind’. Die Richterin hat dann nur lachend gefragt, wieso das nicht beim ersten Mal so ging? ;o)
Den Workingtest haben wir so leider nicht bestanden, aber ich war überrascht, wie gut Julia das viele ‘Handling’ weggesteckt und die doch sehr schwierigen Aufgaben lösen konnte. Das war wirklich toll, hat Spass gemacht – auch wenn es anstrengend und ich danach fix und fertig war.
Am Sonntagnachmittag hatten wir dann unsere zweite Chance – diesmal mit der Startnummer 41. Begonnen haben wir da, wo wir am Samstag aufgehört haben: Bei der Engländerin standen wir wieder an diesem “Korridor”, diesmal aber an der anderen Seite. Es gab eine ‘Markierung’ ganz hinten geradeaus. Auf halbem Weg musste gab es aber zuerst ein ‘Blind’ zu holen links auf dem Wall in hohem Bewuchs unter einem Baum. Wir waren die ersten bei der Aufgabe und die Richterin war sich nicht ganz sicher, ob die Aufgabe funktionieren würde. ;o) Bei der ‘Markierung’ gab es keinen Schuss, wie eigentlich vorgesehen, aber Julia hatte das Dummy gesehen. Ich schickte sie dann links auf’s ‘Blind’, aber durch den Geländeverlauf zog es sie nach vorne zur ‘Markierung’ und ich stoppte sie. Dann links hinauf und da liess ich sie suchen. Sie war im Bereich ging dann aber nochmals rechts Richtung ‘Markierung’, also hab ich sie nochmals gestoppt und in den Bereich geschickt. Sie hat es gut angenommen und bekam dann auch Witterung vom Dummy. Zurück schickte ich sie auf die ‘Markierung’. Sie ging dann aber nochmals Richtung ‘Blind’, so dass ich sie nochmals kurz stoppen und weiter auf die ‘Markierung’ schicken musste. Vorne war sie dann gleich im Bereich und fand das Dummy. Die Richterin war begeistert und gab uns 19 Punkte! Sie – die selber Labradore führt – meinte, sie hätte selten so einen guten ‘Flatcoat’ gesehen. :o)
Dann ging es weiter zu einer Doppelaufgabe mit Angelo und Salvatore. In hohem Bewuchs gab es einen langen ‘Walk-up’, mit 2 Hunden und insgesamt 4 Doppelmarkierungen, wobei man meistens nur den Anfang der Flugbahn sah oder dann nur knapp, wo das Dummy landete. Ein Dummy flog weit hinten in’s Wasser, wo man den Hund nicht mehr sehen konnte. Die Aufgabe gefiel uns sehr und wir konnten sie super lösen. Julia ‘markierte’ gut, hatte ein gutes ‘Lining’, war immer gut im Bereich und wenn ich sie kurz ‘handeln’ musste, nahm sie es super an. Angelo meinte, wir hätten die Aufgabe am besten von allen gelöst, mit 18 und 19 Punkten. :o)
Nach einer kurzen Pause wartete die andere englische Richterin mit der letzten Aufgabe auf uns. Auf einem Feld mit hohem Grass gab es ein beschossenes ‘Blind’ und in einem 45°-Winkel eine ‘Markierung’ hinter einer Baumreihe auf der Wiese dahinter, ziemlich weit weg. Zuerst musste wieder das ‘Blind’ geholt werden. War der Hund im Bereich, konnte man ihn nicht sehen; aber der Schütze gab ein Zeichen, wenn der Hund im Bereich war. Julia hatte eine gute Linie auf das ‘Blind’ war auch kurz im Bereich, aber dann konnten wir sie nicht mehr sehen. Plötzlich tauchte sie ziemlich nahe bei der ‘Markierung’ auf – sie muss der Spur der Helfer gefolgt sein, vorne an der Baumreihe entlang, wo man sie nicht sehen konnte. Ich stoppte sie und schickte sie rechts rüber. Beim zweiten Mal nahm sie die Richtung gut an und im Bereich liess ich sie suchen. Dann kam sie mit dem Dummy zurück und ich konnte sie auf die ‘Markierung/Memory’ schicken. Ich musste sie ein paar Mal ‘pushen’, bis sie im Bereich war. Unser Dummy fiel etwas unglücklich genau hinter einen Baum, so dass schwer zu erkennen war. Dann aber fand sie auch dies. Durch das viele ‘Handling’ bekamen wir noch 14 Punkte. Aber wir hatten alle Dummies! :o)
Bei der Rangverkündigung war ich sehr überrascht, über den genialen 2. Platz (bei 7 Teams) mit 68/80 Punkten und einem “sehr gut”, nur 2 Punkte hinter einem irischen Field Trial Champion! :o) Ich habe mich sehr gefreut, dass Julia auch am zweiten Tag – bei ziemlich warmen Temperaturen – so gut gelaufen ist und wir die Aufgaben in anspruchsvollem Gelände lösen konnten.
Wir waren mit Monika und Irena nach Racconigi gereist, die am Sonntag ebenfalls sehr erfolgreich waren und in der ‘Novice’ den 2. und 3. Platz erreichten! :o) Zusammen mit ihren Begleitern haben wir zwei schöne Tage genossen, bei super Wetter, gutem Essen und in sehr angenehmer Atmosphäre. Olivia hatte den Anlass bestens organisiert in diesem eindrücklichen Schlosspark aus dem 17. Jahrhundert.
[07. Mai 2014, Sven Bosshard]